Im Gespräch mit Eddie Cheeks

Wir sprechen mit der Kölner Drag-Künstlerin Eddie Cheeks über das Brechen mit Schönheitsidealen, Herausforderungen als AFAB-Künstlerin und den Körper als Vehikel in der Performance-Kunst.

 

Hey Eddie, schön, dich zu sehen!

Eddie: Hey! Ebenso!

 

Stell dich doch mal vor und sag uns, was du machst.

Eddie: Ich bin Eddie Cheeks, bin 21 Jahre alt und komme ursprünglich aus Singapur, lebe jetzt jedoch in dem schönen Städtchen Brühl. Ich bin ein verrückter Genderfuck-Clown, eine Bezeichnung, die wahrscheinlich auch meine Looks in Drag größtenteils erklärt (lacht). Ich liebe einfach alles Nicht-Ordinäre und alles, was aus der Norm fällt. Daher gehe ich auch absolut gegen alles, was oft als hübsch oder glamourös angesehen wird, vor allem im Kontext von Cis-Frauen. Das hat mich dann irgendwann in die Welt von Drag-Monstern und alternativen Drag-Künstler_innen wie Evah Destruction oder Landon Cider gebracht, die für mich Idole sind, die nicht den kleinsten Wert auf Schönheitsideale legen.

 

Und wie hat’s dann so richtig mit Drag bei dir angefangen?

Eddie: Das erste Mal kam ich mit Drag im Jahr 2015 in Berührung, als ich ein Video von Bianca del Rio sah. Ich war komplett fasziniert von ihrem Make-up, ihrem Humor und davon, wie sie sich gegeben hat, und ich habe mich auch direkt willkommen gefühlt. Als ich dann 2017 nach Deutschland kam, wurde ich relativ schnell in Köln auf der Schaafenstraße aufgenommen und von keiner anderen als der ersten AFAB-Künstler_in Kölns, Tittyana, adoptiert. Der Rest ist wohl Geschichte! (lacht)

 

Du hast ja schon von Drag-Monstern und der alternativen Szene geredet. Was inspiriert dich noch für Drag?

Eddie: Ich bin sehr inspiriert durch Horror-Filme, andere Drag-Künstler_innen und auch durch die Popkultur. Wie bereits erwähnt sind Evah Destruction und Landon Cider für mich die wichtigsten Inspirationsquellen, die mich auch am Anfang am meisten geprägt haben.

Bevor sie bei Dragula waren, habe ich mir jedes einzelne Video von ihnen angeguckt, das auf YouTube verfügbar war. Ihre Fähigkeiten, sich in alles und in jeden verwandeln zu können, hat mich komplett aus der Bahn geworfen, und irgendwie fand ich auch die Idee, eine Maske aufpinseln zu können, die mich vor der Welt beschützt, super interessant. Andere Inspirationen sind für mich auch Performance-Künstler_innen wie Marina Abramović oder ORLAN, die ihre Körper als Medium für ihre Kunst benutzen.

 

Glaubst du, dass deine Identität und dein Geschlecht deine Kunst auch beeinflussen?

Eddie: Definitiv. Am Anfang war ich etwas vorsichtig mit dem Start meiner Drag-Karriere, weil ich als Cis-Frau keine Repräsentation davon in Singapur gesehen habe. Als ich dann nach Deutschland kam und in der gleichen Szene mit Tittyana direkt eine andere AFAB-Künstler_in kennenlernen konnte, sah ich, dass auch Cis-Frauen in Drag erfolgreich sein können. Meine Identität weniger, aber mein Geschlecht spielt bei meinem Drag eine große Rolle, weil ich es mag, die Vorstellungen der Leute, was eine Cis-Frau in Drag alles machen und erreichen kann, zu biegen und zu brechen. Besonders, weil viele noch glauben, dass Cis-Frauen in Drag durch ihre Anatomie einen “Vorteil” haben. Ich finde das sehr ignorant.

 

Wie du bereits hast anklingen lassen, finden sich in deinen Performances oft schockierende und provokative Elemente wieder. Viele (und wir gehören auch dazu) lieben es! Woher kommt das?

Eddie: Ich würde meine Performances als Performance-Kunst mit einem direkten Konzept beschreiben. Ähnlich wie Künstler_innen wie Abramović und ORLAN benutze auch ich meinen Körper als Ankerpunkt, von dem aus ich in den Performances agiere und meine Konzepte visualisiere. Ich glaube, dass an dem Punkt auch meine (da habt ihr recht) doch teils schockierende visuelle Gestaltung der Performances ansetzt, da ich damit die Aufmerksamkeit des Publikums während der Performance direkt leiten kann. Und wenn das heißt, dass ich mir Spritzen und Nadeln durch meine Wangen ramme, dann ist das so! (lacht)

Ich finde es aber auch super interessant, die Limitierungen meines Körpers auszutesten und mich so zu behaupten – zu schauen, was mit dem Körper unter Adrenalin alles möglich ist!

 

Was glaubst du, was für Eddie als nächstes ansteht?

Eddie: Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich weiß, wohin die Reise für mich geht. Ich werde gegen Ende August nach Holland ziehen, und ich hoffe, dass ich neben der Arbeit dort auch Zeit für Drag finden werde. Ich hoffe nicht, dass ich möglichst bekannt werde, sondern eher, dass ich möglichst viele Leute mit meiner Kunst in einer positiven Weise beeinflussen kann. Mein Ziel ist es, möglichst viel für andere zu tun und eine Inspirationsquelle für die Menschen zu sein.

 

Hast du zum Abschluss noch etwas, was du gern mit den Leser_innen teilen würdest?

Eddie: Folgt mir gerne auf Instagram (eddie.cheeks) und TikTok (eddiecheeks), um nichts von mir zu verpassen. Vielleicht findet ihr ja vieles, was euch gefällt!



Vielen Dank dir, Eddie!

Eddie: Danke euch!

 

Ihr könnt Eddie Cheeks auf Instagram finden: @Eddie.Cheeks.

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