Im Gespräch mit Liberty Lestrange

Wir sprechen mit der Münsteraner Drag Queen Liberty Lestrange über kirchliche Werte und das offene, queere Leben als Drag-Künstlerin.

 

Hallo Liberty!

Liberty: Hey, schön hier zu sein!

 

Erzähle uns doch gerne, wer du bist und wie du zu Drag gekommen bist.

Liberty: Ich bin Liberty Lestrange, 30 Jahre alt und wohne seit einigen Jahren in Münster. Ich würde mich selbst als “Dame der Kirche” bezeichnen, obwohl Dame sicherlich nicht immer zutrifft (lacht). Naja, ich bin gelernter Diakon der Evangelischen Kirche und ich habe auch als Diakon gearbeitet, bis ich damals meinen Freund kennengelernt habe. Mein Drag adressiert daher eben die Kirche und ich will Sichtbarkeit schaffen für queeres Leben abseits der Heteronormative, das ja oft durch diese Institutionen nicht akzeptiert wird.

 

Du sprachst gerade schon über deine Aufklärungsarbeit im Kontext der Religion. Wie wichtig ist dir diese Arbeit und wie versuchst du diese zu erreichen?

Liberty: Das hat sich in den letzten Jahren, in denen ich Drag mache, auf jeden Fall stark gewandelt. Ich habe schon immer eine relativ starke kirchliche Prägung erfahren. Dementsprechend war es mir sehr wichtig, dies auch in meiner Kunst zu zeigen. Mittlerweile habe ich jedoch auch immer mehr Anhaltspunkte mit der queeren Community, was ja als Diakon nicht wirklich möglich war. Das hat einfach nicht zusammengepasst. Aber diese Anhaltspunkte haben mir besonders gezeigt, wer alles von der Kirche diskriminiert wird. Es hat mir die Augen geöffnet für nicht nur homosexuelle Cis-Menschen wie ich, sondern auch Frauen und Trans*-Personen, die davon betroffen sind. Jemand, der nichtbinär oder inter* ist, findet in der Kirche einfach keinen Platz. Daher will ich die Kirche auch nicht mehr rechtfertigen, sondern eher die Personengruppen davor schützen.

 

Du bist also froh, in der Position zu sein, in der du dich nun befindest?

Liberty: Ja, auf jeden Fall. Es hat mir definitiv die Augen geöffnet und gezeigt, dass da unbedingt etwas gemacht werden muss.

 

Es gibt ja auch viele Künstler_innen, die mit dieser gesellschaftlichen Sphäre gar nichts am Hut haben. Findest du es wichtig, als Drag-Artist Stellung zu beziehen?

Liberty: Das ist eine wichtige Frage. Ich glaube, je größer die Bühne wird, desto höher ist die Verantwortung für diese Person. Wenn queere Menschen Veranstaltungen organisieren, steckt meistens immer eine politische Dimension darin. Wenn dann eine Drag Queen dabei ist, die groß, schrill und bunt ist, Aufmerksamkeit auf sich zieht, dann gehört auch die Verantwortung für sie dazu, die Anliegen ihrer Community zu repräsentieren. Ich glaube schon, dass das dazugehört.

 

Wie würde denn für dich ein ideales Zukunftsbild im Kontext der Religion aussehen?

Liberty: Am liebsten wären mir, dass die Werte der Religion mit der gesamten Gesellschaft funktionieren, ohne dass Menschen diskriminiert werden. Auch wenn es mich als Cis-Mann nicht betrifft, will ich dass das heteronormative, binäre System abgelöst wird. Ich will, dass man einen Menschen anschaut und mit Respekt behandelt, unabhängig von der Identität. Und ich denke, dass wir in diesem Aspekt leider nicht nur in den Werten der Kirche noch weit davon entfernt sind.

 

Man kann da viel rausholen. Die Werte, die du angesprochen hast, scheinen dir jedoch wichtig zu sein?

Liberty: Ohne Werte geht’s nicht. Sonst hätte ich ja auch zuvor nicht Kraft aus der Religion ziehen können. Jedoch finde ich, dass sie überholt sind und teils neu geschaffen werden müssen. Jeder muss darin seinen Rahmen haben.

 

Was zeichnet dich persönlich in Drag aus? Was inspiriert dich?

Liberty: Ich finde den Inhalt super wichtig. Bei mir muss eine Message und eine Aussage dahinter stehen. Ich würde von mir behaupten, eine “Statement Queen” zu sein. Meine Inspirationen dafür sind andere Akteure auf Social-Media, die mich stark prägen. Naja, und natürlich beeinflussen die mich auch mit meinem Äußeren – ich habe neulich gemerkt, dass eine andere Augenform mir besser passt.

 

Man lernt immer dazu!

Liberty: Auf jeden Fall! (lacht)

 

Hast du zum Abschluss noch etwas, was du gern mit den Leser_innen teilen würdest?

Liberty: Wir haben gerade unser House mit allen Münsteraner Queens gegründet, das House of Blaenk. Ihr findet uns auch auf Instagram und findet dort auch unsere neuen Projekte, wie die nächste Show im September.

 

Vielen Dank, Liberty!

Liberty: Danke euch!

 

Ihr könnt Liberty auf Instagram finden: @libertylestrange.

 

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