Im Gespräch mit Ophelia Amok

Wir sprechen mit der Düsseldorfer Drag Künstlerin Ophelia Amok über ihre Identität, Drag als Vehikel für Selbstbestimmung und gesundheitliche Aufklärung.

 

Hey Ophelia!

Ophelia: Heeey, schön hier zu sein!

Wir freuen uns, dass du dir Zeit genommen hast!

Ophelia: Kein Problem, eure Rechnung liegt im Briefkasten.

(lacht) Wer bist du und was machst du?

Ophelia: I’m that Bitch. Ne, ich bin Ophelia Amok, nicht-binärer DragArtist aus Düsseldorf, der körperlich vorwurfsvollen Drag mit Gesang macht.

Wir kennen uns ja schon eine etwas längere Zeit und freuen uns, dass du auch Teil der diesjährigen RhinePride bist. Du hast ja bereits darüber gesprochen, dass du ein nicht-binärer DragArtist bist und das ja auch direkt betont. Inwieweit beeinflusst deine Identität deinen Drag Stil?

Ophelia: Ich würde sagen darin, dass ich als Drag Queen meine einzige feminine Seite auslebe, mit der ich mich als nicht-binäre Person wohl fühle. Es ist zugegebenermaßen nicht viel – aber das kleine bisschen kann ich ausleben. Das braucht ne Perücke, um rauszukommen! (lacht) Drag stellt zwar die Verletzlichkeit von Femininität dar, macht dich aber auch unfassbar stark. 

Als Schutzschild, den du dir aufpinselst?

Ophelia: Genau, es ist ein überlebensgroßer Safe-Space für mich. Und als King freut es mich einfach, die glaubhafte Illusion hinzubekommen.

Inwieweit unterscheidest du da? Sagst du, dass du einerseits explizite King- und Queen-Looks machst, oder changierst du dabei zwischen den Geschlechtern?

Ophelia: Es ist wirklich tagesformabhängig. Ich mache einfach, worauf ich Bock hab. Ich schaue einfach, wozu was passt und kombiniere da komplett frei.

Es ist immer sehr interessant zu hören, warum Drag Artists gerade diese Kunstform weiterverfolgen. Was ist dabei dein Standpunkt?

Ophelia: Es vereint einfach alles, was ich so mache. Drag gibt dir die Möglichkeit, dich nicht in eine bestimmte Sparte quetschen zu lassen. Ich mache Design, ich nähe, ich tanze, ich schreibe Lieder, ich performe, ich schminke, ich male, ich mache Haare – ich langweile mich damit einfach nicht. Diese Möglichkeiten bietet mir Drag – meine Zehen in alle Gewässer zu halten. Und die Community ist einfach besser als in allen anderen Kunstformen. Ich liebe die Community!

Und als nicht-binäre Künstlerin hast du dabei ja auch eine Perspektive, die cis Künstler_innen vielleicht nicht verfolgen können.

Ophelia: Drag hat mir besonders geholfen, meine Identität erst zu entdecken und zu definieren. Okay, man kann mal ausprobieren Mann zu sein, mal ganz übertrieben Frau – es vereinfacht zu überblicken, was ich in meiner Kunst ausstrahlen will, aber auch, was ich in Realität sein will. Ich fühle mich ausgeglichener und wohler in meiner Haut.

Würdest du sagen, dass dich Drag in deiner Persönlichkeit gefestigt hat?

Ophelia: Oh ja! Drag cured my depression. Es hat mir dabei geholfen, mich als Künstlerin zu definieren und es als höchste Priorität in meinem Leben zu sehen. Überhaupt das Selbstbewusstsein zu haben: Ich bin Künstlerin und ich mache Kunst. Aber auch eine Selbstverwirklichung zu haben, die nicht von meiner Depression aufgefressen wird. Drag hat mich in der Hinsicht wirklich gerettet. Das Schutzschild, welches man von außen sieht, gibt mir Drag auch im Inneren.

Oh ja, das kann bei vielen Artists mit einer anderen Vorgeschichte sicher nicht einen so großen Stellenwert besitzen, wie er bei dir zu trage kommt. Für viele ist Drag ja auch eher eine Rolle, die man sich aufstülpt und die die reale Persönlichkeit der Künstler_innen gar nicht tangiert. 

Ophelia: Bei mir ist’s wirklich komplett umgekehrt, da hast du recht. Es ist näher an mir selbst dran als ich mich normalerweise außerhalb von Drag in meinem Alltag gebe.

Wie sieht denn die Zukunft für dich aus?

Ophelia: Es wird definitiv mehr Musik von mir geben. Ich will endlich wieder live spielen, performen und das Bühnenlicht sehen. Aber auch abseits davon will ich mehr Videos produzieren. Youtube-Inhalte vor allem, meine Zeit bei Popstars Revue passieren lassen, mehr Tutorials, und vor allem auch über Themen reden, die im deutschen Raum nur wenig Beachtung geschenkt bekommen. Vor allem in der Sparte “mentale Gesundheit” will ich da für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Ich glaube, dass sowas vor allem bei der Jugend auf Anklang stößt, die mit diesem Thema auch mehr Berührungspunkte pflegt. Daher will ich besonders ein älteres Publikum ansprechen: Was heißt das, wenn mein Kind Borderline hat? Oder wenn mein Kind trans* ist?

Einfach dort Aufklärung leisten, wo es (zumindest in Deutschland) leider noch fehlt.

Ophelia: Genau das. Ja, das ist für dieses Jahr angesetzt.

Dann freuen wir uns darauf! Hast du zum Abschluss noch etwas, was du gern mit den Leser_innen teilen würdest?

Ophelia: Unterstützt mich gerne auf Patreon (OpheliaAmok) und schaut euch meine Inhalte auf Youtube, Instagram, Soundcloud und Co. an. Ich freue mich unwahrscheinlich, mit meiner kreativen Arbeit an Menschen zu geraten, die Ähnliches durchmachen oder mich vielleicht unterstützen möchten.

Vielen Dank Ophelia! Es war toll!

Ophelia: Danke Euch!

 

Ihr könnt Ophelia auf Instagram und Patreon finden: @opheliaamok.

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